Freitag, 19. April 2024

Eine humorvolle Geschichte aus meinem Leben


 Aus meiner Serie: Meine Naive Kunst - Titel:  Der Rosenkavalier

Liebe Leserinnen und Leser, heute erzähle ich euch eine Episode aus meinem Leben, als ich noch in der Stadt Bern arbeitete.
Wir machen also wieder einen großen Zeitsprung zurück. Ich lebte zu dieser Zeit mit meinem damaligen Mann im Kanton Freiburg. Gearbeitet haben wir in der Stadt Bern. Ich habe damals nebst meinem Beruf schon einige Jahre gemalt und auch ausgestellt. Kunst, insbesondere die Malerei ist und bleibt meine Leidenschaft....die Leiden schafft ....hi...hi !!!
Mein Mann und ich mussten jeweils zeitig aus dem Haus. Unsere Praxis musste in einen Top Zustand gebracht werden, bevor der Trubel begann.
Also raus aus den Federn unter die Dusche, Jeans, Cowboystiefel, alter Pullover, Frühstück, Hundemarsch und ab ins Auto, Richtung Bern. Nochmal Pipi mit den zwei Hunden, die kamen dann in die privaten Räume. Am Mittag holte sie jeweils der Hundespazierdienst ab.
Eine feste Mittagspause hatten wir nicht. In den kurzen Pausen die wir uns gönnten, las ich gerne die Lokalzeitung und trank meinen türkischen Tee. Der Samowar brannte den ganzen Tag....
Was las ich da in der Zeitung: Heute; Nacht der offenen Galerien.
Himmel nochmal....ich war doch Mitglied in der Kulturagenda und hatte diesen Termin wieder verschwitzt....Typisch! Mein Mann und ich berieten uns. Er ging mit den Hunden nach Hause, ich blieb in der Praxis. 
Nun kam die Frage aller Fragen, wenn man eine Frau ist: Was ziehe ich an ???!!!
Antwort:  Ich habe nichts !!!
Es war tatsächlich so, mein Kleiderschrank hatte nur weisse Arbeitskleidung und das Notdürftigste wenn wir mal in der Praxis übernachteten. Meine Arbeitskleidung bestand aus weissen Hosen und statt einer weissen Schürze trug ich unterschiedliche, weisse Herrenhemden aus dem Brocki. Eines war speziell. Es war kein Hemd, sondern ein  Grossvater - Nachthemd aus Leinen. Mit einem Stehkragen, bis zur Brust geknöpft, im Rücken einen Falt und die Länge bis zu den Knie....so, liebe Leute, genau das war's !!!
Regel Nummer eins: Kleider machen Leute
Cowboystiefel, meine alten verwaschenen Jeans, und das Nachthemd. Jetzt noch die Visage.
Frauen, merkt euch, ein poppiges Tuch in die Haare kommt immer gut. Jetzt schminken. Mir steht Orientalisch. Kajal, etwas bräunen, brauner Lidschatten und einen roten Mund. Jetzt fehlt noch Accessoires. Mehrere Ringe, mehrere Armreifen, drei Halsketten und eine meiner Brillen....jetzt nur noch intellektuell dreinschauen !!!
Der Abend war gerettet.
Also, ab in die Galerien. Nun, liebe Leute, jetzt kommt Regel Nummer zwei: Anwendung von Pablo Picassos Zitat:  Kunst und Erfolg ist nichts anderes als; Wissen...Können...und Bluff.
Genau so, er musste es ja wissen. Picasso war bereits mit 26 Jahren ein gut bezahlter Megastar. Die damalige " high society " riss sich um ihn. Und so funktioniert es doch immer noch im hochkarätigen Kreis unserer Verantwortlichen und Promis....wobei ich befürchte, das der Schwerpunkt immer mehr auf Bluff statt auf Können liegt...!!!

Jedenfalls bei mir hat dieser Trick auch funktioniert....hi...hi.
Ich betrat jeweils die Galerien, grüßte knapp, nahm eine Preisliste und ging schweigend den Bildern und Skulpturen entlang. Mit intellektuellem Blick ! Die Situation kann man noch verschärfen...hi...hi. Nehmt die Brille ab, geht ein paar Schritte zurück, schaut interessiert aus der Distanz, dann geht ihr wieder zum Kunstobjekt, schaut genau aufs Bild, kaut lässig auf der Brille herum und dann schaut ihr auf die Preisliste. Keine Mimik, kein Ton. Intellektuell dreinschauen ! Der Oberhammer ist dann ein paar Gekritzel auf die Preisliste machen und bei dem Galeristen oder der Galeristin eine Visitenkarte mitnehmen.... Lächelt arrogant und sagt; ich werde mir einige Gedanken machen, Sie hören eventuell von mir ! Ciao....Die hielten ALLE in den Galerien den Atem an, zuerst schweigen, dann tuscheln und ich wurde nicht mehr aus den Augen gelassen......Ich amüsierte mich köstlich, diese eingebildeten Snobs. Und niemand bemerkte mein Nachthemd....
Also, und was lernen wir daraus ?! Liebe Leute, lasst euch nicht blenden. So arbeiten Hochstapler.  Glaubt nur die Hälfte, was ihr seht und hört. Erst bei einer genaueren Betrachtung und einem genaueren hinhören, erkennt man den wahren Kern einer Sache oder einer Person!!!
Werft eure Hemmungen über Bord, wir sind ALLE ein Unikat !.....und denkt stets daran, in unserer Gesellschaft ist kein Mensch minderwertig ! ALLE sind ein Rädchen in unserer " Welt - Maschinerie " und eure hundert Euro sind genau gleichviel Wert wie die hundert Euro eines Snobs. Vorausgesetzt ihr habt sie ehrlich verdient und nicht ergaunert....

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