Freitag, 4. Oktober 2024

Auswandern - Sprechen Sie Spanisch, nein Katalanisch...


 Der Küstenweg in Roses.

Sprechen Sie Spanisch, nein Katalanisch....Parles castellà, no català.

Ich liebe den Herbst, es ist die Jahreszeit, in der ich geboren wurde. Die Natur bietet uns nochmal ein prächtiges Farbenspektakel. Die Düfte verändern sich. Es riecht intensiver nach Erde, nach Moos, nach Pilze...nach Verwesung. Es ist die Jahreszeit, die uns in Erinnerung ruft, das jegliches Leben endlich ist. Die Tage werden kürzer, wir schätzen wieder die gemütliche wärme in den Häuser...die schrillen, stinkigen, lärmigen Geräusche und Düfte der Städte mit ihren überdrehten Stadtmenschen und die Invasionen der Touristen lassen nach. Es wird ein bisschen ruhiger auf unserem kleinen Planet.
Für "Jaco" und mich ist es jeweils die Zeit, wo wir vermehrt in unseren Fotos und Erinnerungen schwelgen. Ab und zu packt mich da die Sehnsucht nach meiner zweiten Heimat. Nach Katalonien, genauer gesagt nach dem Alt Emporda und der Bucht von Roses.
Aber das Schicksal hat andere Pläne mit mir vor und somit gehe ich meinen Weg...und ich bin glücklich.


Am wilden Strand in Empuries. Die Saison ist durch, der Strand gehört wieder den Einheimischen, den Skatesurfer, den Drachen der Kinder und den Hunden.

Wenn man sich in einem fremden Land integrieren will, muss man die Sprache lernen. Klar können alle Spanisch, viele Deutsch, Französisch und Englisch. Aber sucht man Arbeit ist es ein MUSS und will man als Rentner oder Rentnerin Fuss fassen und sich wohl fühlen, so ist es ebenfalls ein MUSS. Sonst kann es sehr einsam werden. Zudem ist es nichts anderes als gegenüber seinem Gastland Respekt zu erweisen und sich dem Brauchtum und den gesetzlichen Richtlinien die im Gastland gelten anzupassen. Alles andere ist Provokation, gleichgültiger Egoismus und Missbrauch des Gastrechts. Schreibt euch das hinter die Ohren, ihr staatlichen und kirchlichen Heerscharen mit einem Helfersyndrom...!!!


Blick über das Hinterland des Alt Empordà in die verschneiten Pyrenäen.

Also meldeten mein damaliger Mann und ich uns zum Katalanisch Sprachkurs an, der damals von der Gemeinde Empuriabrava angeboten wurde. Wir waren die zwei ältesten und ganz klar, auch die einzigen Schweizer. Wenn die Gruppe vollständig war, so zählten wir ca.20 Personen. Chinesen, Russen, Marokkaner und Marokkanerinnen, eine junge verhüllte Frau sah indisch aus, ein Engländer und eine Gruppe Pakistaner.
Die Lehrerin war eine junge Katalanin, etwa 25 Jahre alt. Sie sprach Spanisch, Englisch und Katalanisch.
Das konnte ja heiter werden....das wurde es auch !
Die drei ersten Male versuchte sie uns unseren Namen zu entlocken und wo wir herkämen, von wann bis wann der Unterricht geht und das wir für vierzig Euro ein Sprachbuch bei der Gemeinde kaufen müssten....Das Ganze verstanden der Engländer und wir.


Wein, Oliven, Korkeichen und einfache Bauernhöfe prägen das Hinterland

Der Unterricht begann meistens mit mehr als einer halben Stunde Verspätung. Die Pakistaner tröpfelten einer nach dem anderen ein und zwei junge Frauen kamen mit Kinderwagen und Baby. Das war für unsere Lehrerin kein Problem, sie machte es sich auf ihrem Schreibtisch im Schneidersitz bequem....Ich meinerseits hatte Mühe, meinen Mann im Unterricht zu behalten....
Arbeitsbücher hatten ungefähr die Hälfte und bis jeweils die zwei, drei Sätze vom Katalanisch ins Russische, Chinesische oder etwas ähnliches wie Englisch übersetzt wurden, war der Unterricht wieder durch. Die Pakistanischen Jünglinge hatten sowieso mehr Interesse an ihrem Cricket Spiel, das sie täglich am Strand spielten....
Tja, liebe Leserschaft, was soll ich sagen, nach dem 12 Mal war für uns zwei fertig lustig und Ende mit diesem Gugus....!!!


Vulkane und die Eiszeit haben dieses Land geformt.

Ich habe meinen Katalanisch Unterricht dann selber in die Finger genommen, mein Mann blieb bei seinem Französisch und seinem bisschen Spanisch. Wir suchten uns für Versicherungen, Steuerbüro und Arzt, Deutsche Landsleute, die schon Jahrzehnte dort lebten. Ich verstand mit der Zeit fast alles auf katalanisch, aber wenn ich spontan antworten musste, so gab es oft ein Katalanisch a la Teresa....
Das war schade, die Sprachbarriere verhinderte, dass wir mit Katalanen engeren Kontakt hatten. Sie sprechen ihren Dialekt untereinander und das in einem Tempo...!!! Das soziale Leben findet innerhalb der Familie, der Arbeitsgemeinschaft, den Vereinen und den Freunden statt. Integration ist in der Theorie und in der Praxis, zwei paar Schuhe !!! Das gelingt nur den wenigsten und wenn, dann sicher besser in jungen Jahren.
Aber im Herzen war ich eine Katalanin und die Fahne ist schön zusammengefaltet bei mir in einer schmucken Schachtel.


 Gute Nacht liebe Leser und Leserinnen...
Bona nit estimats lectors.

 


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