Mittwoch, 18. September 2024

General Guisan und der Leiterwagen - Eine Kindheitserinnerung von meiner Mutter.


Liebe Leserschaft, habt ihr Lust auf eine weitere Anekdote aus meiner Familie ? Also, gut...

Im Foto oben, seht ihr nochmal das Museum im Zeughaus Schaffhausen. Wir berichteten im Post: Museum im Zeughaus Schaffhausen. Teil 1. Kindheitserinnerungen.
Es kommt nicht von ungefähr, dass ich zu dem Thema Zeughaus eine Beziehung habe. Meine beiden Grossväter hatten ihre Arbeit im und für das Zeughaus. Der eine war gelernter Gärtner und er war viele Jahre einer der Gärtner im Zeughausareal in der Stadt Thun.
Der andere Grossvater, Mams Vater, war gelernter Sattler und Polsterer und er stellte Gürtel und Ledertaschen für das Zeughaus ( Militär ) in Burgdorf her.
Da ich eben viel Zeit bei meinen Grosseltern in Burgdorf verbrachte, durfte ich bei meinem Grossvati in seiner Werkstatt " mitwerkeln." Er setzte mich jeweils auf einen Drehstuhl an seiner langen Werkbank aus Eichenholz, dann gab er mir Lederreste die er nicht verwerten konnte und altes ungefährliches Werkzeug. Eifrig kerbte ich die verschiedensten Muster ins Leder...Stundenlang und mit Wonne. Ich liebte den Geruch von Leder und die Arbeitsgeräusche von Grossvati. Der kleine Radio war auf Beromünster eingestellt und wenn wieder eine Marschmusik erklang, so drehte er die Lautstärke auf und pfiff mit....
War das eine glückliche Zeit !!


Nun geht es um die Kindheitserinnerung, die mir meine Mam erzählte. Zu dieser Zeit lebte sie mit ihren Eltern und den vielen Geschwister in Burgdorf an der Sägegasse. Die war in der Nähe der großen Wiese, der Allmend. Es war in der Schweiz Mobilmachung, der zweite Weltkrieg tobte.  
                                                                                                                                             Und nun wird eifrig am dritten Weltkrieg rumgebastelt...!!!!!

Die Allmend war damals voll mit Militärzelte und Soldaten. Grossvati hatte auch Hochbetrieb und auch das Grosi und meine Mam mit ihren Geschwister mussten schauen wie sie über die Runden kamen mit ihren Lebensmittelmarken. So kam es, dass Grossvati seinen Leiterwagen den Soldaten zur Verfügung stellte. Im Gegenzug gab es ab und zu etwas aus der Feldküche. Der Leiterwagen geht zur Arbeit, bis er kracht...genau das passierte. Da dies das einzige Transportmittel war für Mams Familie, sie brauchten es zum Holz sammeln für's kochen und heizen, beschwerte sich mein Grossvati beim Militär. 


Eines Tages klopfte es an der Haustüre und wer stand da....Der General Guisan mit einem Herr Oberst Lüthi. Die ganze Familie stand da mit offenem Mund. Mein Onkel Martin, der damals noch ein Bub war und " militärverrückt ", schließlich war sein " Götti " ( Patenonkel ) ein Fliegerhauptmann, fiel vor Aufregung vom Stuhl und der Stuhl flog an die Wand...ha...ha. Der General Guisan sagte, ihm sei zu Ohren gekommen, dass der Leiterwagen kaputt sei. Er entschuldigte sich...!!! und sagte, selbstverständlich werde der ersetzt. Dann hat er mein Grosi angeschaut, sie war damals wieder schwanger. Das Grosi war ja fast Dauerschwanger...." Haben Sie für das Kind schon einen Patenonkel " fragte General Guisan. " Hier ist Oberst Lüthi, das wird der Patenonkel ". Das war ein Ding ! Die Familie Lüthi besaß damals in Oberburg eine Schuhfabrik. So kam es, das mein Onkel Werner als Bub, jedes Jahr zu Weihnachten, ein paar Schuhe geschenkt bekam. Der Neid der anderen Geschwister war groß, da sie Kleider und Schuhe vom Gebrauchtwaren Lager tragen mussten.
Dies war die Geschichte von General Guisan und dem Leiterwagen.

Noch eine kleine Bemerkung. Nun wisst ihr auch weswegen ich etwas mehr Respekt und Dankbarkeit von unseren " Zugeflogenen Gästen " erwarte. ( Meine Mam und ihre Geschwister wissen was Hunger ist.) Sie werden ja äusserst grosszügig behandelt. Bleibt die Frage auf wessen Kosten...???!!!

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